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BGE: Das bedingungslose Grundeinkommen

Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist ein faszinierendes Konzept, dessen Wurzeln weit zurückreichen und das heute, in Zeiten zunehmender Automatisierung und künstlicher Intelligenz, neue Relevanz erlangt. Trotz der oft hitzigen politischen Debatten um das BGE lässt sich dieses Konzept nicht klar auf einer traditionellen Links-Rechts-Skala verorten. Seine Befürworter finden sich quer durch das gesamte politische Spektrum.

Die Idee eines allgemeinen Grundeinkommens hat eine lange Geschichte, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Einer der ersten, der eine Form von Grundeinkommen vorschlug, war der englische Radikale Thomas Spence im Jahr 1797. Er plädierte für ein System, in dem die Erträge aus gemeinwohlorientiertem Landbesitz allen Bürgern zugutekommen sollten. Ein ähnlicher Gedanke wurde von Thomas Paine, einem der Gründerväter der Vereinigten Staaten, in seiner Schrift „Agrarian Justice“ von 1797 formuliert. Paine argumentierte, dass jeder Mensch bei der Geburt ein Anrecht auf einen Teil des Landvermögens haben sollte, eine Art Erbschaft, die durch eine einmalige Zahlung bei Erreichen des Erwachsenenalters realisiert werden könnte.

Im 20. Jahrhundert fand die Idee sowohl bei linken als auch bei rechten Denkern Anklang. Der Ökonom Milton Friedman, eine Ikone des wirtschaftlichen Liberalismus, befürwortete in den 1960er Jahren ein „negatives Einkommensteuersystem“, das ähnliche Ziele wie das moderne BGE verfolgt, indem es direkte Zahlungen an Bürger unterhalb eines bestimmten Einkommensniveaus vorsieht. In den 1970er Jahren wurde in den USA unter Präsident Nixon sogar ernsthaft über ein solches System diskutiert, und es fanden begrenzte Experimente in mehreren Städten statt.

In Deutschland hat die Diskussion um das BGE ebenfalls eine lange Tradition. Der deutsche Ökonom und Sozialphilosoph Götz Werner, Gründer der Drogeriemarktkette dm, ist einer der bekanntesten Befürworter des BGE. Werner argumentiert, dass ein Grundeinkommen nicht nur die Freiheit und Kreativität der Menschen fördern, sondern auch als Antwort auf die Herausforderungen der Automatisierung dienen könnte. In Europa brachte der belgische Ökonom Philippe Van Parijs die Idee in den 1980er Jahren voran, indem er betonte, dass ein BGE ein Instrument zur Förderung von Gleichheit und sozialer Gerechtigkeit sein könnte.

Die Debatte um das BGE hat in den letzten Jahren neues Feuer gefangen, insbesondere durch die Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz und der fortschreitenden Automatisierung. Befürworter des BGE argumentieren, dass mit der zunehmenden Ersetzung von Arbeitsplätzen durch Maschinen und Software die Notwendigkeit entsteht, ein soziales und wirtschaftliches Netz zu schaffen, das den Wegfall traditioneller Arbeitsplätze abfedern kann. Der Technologiephilosoph Nick Bostrom und der Unternehmer Elon Musk sind nur zwei prominente Stimmen, die vor den disruptiven Arbeitsmarkteffekten der KI warnen und die Einführung eines Grundeinkommens als Teil der Lösung sehen.

Die Implementierung eines BGE könnte nicht nur als Absicherung gegen Arbeitslosigkeit durch Automatisierung dienen, sondern auch als Instrument zur Förderung persönlicher Freiheit und kreativer Selbstverwirklichung angesehen werden. Ohne den Druck, Grundbedürfnisse decken zu müssen, könnten Menschen freier in ihrer Berufswahl sein und sich verstärkt Tätigkeiten widmen, die ihnen persönlich sinnvoll erscheinen.


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