Dienstag, 20. August 2024

Eric Schmidt in Stanford: NVIDIA, China, 300 Milliarden Dollar

Eric Schmidt, der ehemalige CEO von Google, hat vor wenigen Tagen während einer Veranstaltung an der Stanford Business School zur Zukunft der Künstlichen Intelligenz einige bemerkenswerte Prognosen gemacht, die tiefgreifende Auswirkungen auf Wirtschaft, Politik und Gesellschaft postulieren.


Schmidt prognostiziert, dass die führenden Unternehmen im Bereich der KI in den kommenden Jahren gewaltige Summen investieren müssen, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Konkret spricht er von Investitionen zwischen 10 Milliarden und 100 Milliarden US-Dollar, die notwendig sein werden, um in der nächsten Entwicklungsstufe der KI-Technologie mitzumischen. Sam Altman, der CEO von OpenAI, schätzt sogar, dass bis zu 300 Milliarden US-Dollar erforderlich sein könnten, um die Herausforderungen zu meistern, die vor uns liegen. Diese enormen Summen sind notwendig, um die riesigen Rechenzentren zu bauen und mit der Energie zu versorgen, die für die nächste Generation von KI-Modellen benötigt wird. Schmidt betont, dass Länder wie die USA und Kanada, die über große Energiequellen und eine starke technologische Infrastruktur verfügen, in dieser Entwicklung eine Schlüsselrolle spielen werden.

Ein zentrales Element der zukünftigen KI-Entwicklung, das Schmidt hervorhebt, ist die Einführung von sogenannten Text-to-Action-Systemen. Diese Systeme werden es ermöglichen, dass KI-Modelle direkte Aktionen basierend auf komplexen Textanfragen ausführen. Schmidt sieht dies als einen der größten technologischen Durchbrüche der nächsten ein bis zwei Jahre. Ein weiteres bedeutendes technologisches Merkmal, das Schmidt anspricht, sind große Kontextfenster, die als eine Art Kurzzeitgedächtnis für KI-Modelle fungieren. Diese könnten in naher Zukunft so umfangreich werden, dass sie KI-Systemen eine völlig neue Form von Gedächtnisleistung ermöglichen, was ihre Fähigkeiten und Anwendungen erheblich erweitern wird.

Eine weitere bemerkenswerte Prognose betrifft NVIDIA, das Unternehmen, das derzeit den Markt für KI-Hardware dominiert. Schmidt erklärt, dass NVIDIA dank seiner CUDA-Optimierungen in einer so starken Position ist, dass ein Großteil der zukünftigen Investitionen in KI-Hardware in ihre Technologie fließen könnte. NVIDIA hat sich zu einem fast unumgänglichen Akteur in der Branche entwickelt, und wenn die prognostizierten 300 Milliarden US-Dollar in die nächste Welle der KI-Innovationen fließen, könnte NVIDIA der Hauptnutznießer sein.

Auf geopolitischer Ebene betrachtet Schmidt die Rivalität zwischen den USA und China als einen der entscheidenden Faktoren für die Zukunft der KI. Er betont, dass die USA derzeit einen technologischen Vorsprung von etwa 10 Jahren gegenüber China in Bezug auf fortschrittliche Chiptechnologien (Sub-5nm) haben. Dieser Vorsprung ist entscheidend für den Erhalt der globalen technologischen Dominanz der USA. Schmidt sieht die USA und China als die beiden Hauptakteure in einem technologischen Wettrüsten, das die nächsten Jahrzehnte bestimmen wird. Nur wenige andere Länder verfügen über die Ressourcen und das Know-how, um in diesem Bereich mitzuhalten.

Im Hinblick auf die Arbeitswelt geht Schmidt davon aus, dass die Produktivität von Softwareentwicklern durch den Einsatz von KI-Tools in den nächsten Jahren mindestens verdoppelt wird. Dies könnte tiefgreifende Veränderungen in der Arbeitswelt mit sich bringen, insbesondere in Berufen, die wenig menschliches Urteilsvermögen erfordern. Schmidt betont, dass diese Entwicklung sowohl Chancen als auch Herausforderungen birgt, insbesondere in Hinblick auf den Umgang mit den Risiken und Sicherheitslücken, die mit der zunehmenden Verbreitung von KI-Systemen einhergehen. Er spricht von der Notwendigkeit, Unternehmen zu gründen, die sich darauf spezialisieren, KI-Systeme auf ihre Sicherheit zu testen und mögliche Bedrohungen frühzeitig zu erkennen.




Mittwoch, 14. August 2024

Die Evolutionsagenda von Elon Musk

Die Entwicklung von Gehirn-Computer-Interfaces (BCIs), angeführt von Projekten wie Elon Musks Neuralink, verspricht Möglichkeiten zur Verbesserung der menschlichen Fähigkeiten und zur Behandlung neurologischer Erkrankungen. Doch mit diesem Fortschritt kommen auch Fragen auf, die nach der Autonomie des Individuums und den Implikationen für die menschliche Identität, die durch die Verschmelzung von Gehirn und Maschine aufgeworfen werden.


Der Begriff der Autonomie, wie er in der Philosophie und Ethik verstanden wird, bezieht sich auf die Fähigkeit eines Individuums, unabhängige Entscheidungen zu treffen, frei von externem Zwang. BCIs stellen dieses Konzept auf eine harte Probe. Der Philosoph Thomas Metzinger, bekannt für seine Arbeiten zur Philosophie des Geistes und Bewusstseinsforschung, hat hervorgehoben, dass die direkte Manipulation neuronaler Aktivität durch BCIs das Potenzial hat, die Entscheidungsfreiheit eines Individuums zu beeinträchtigen. Dies wirft die beunruhigende Frage auf: Inwieweit bleibt eine Person mit einem BCI noch autonom, wenn externe Eingriffe in ihre neuronalen Prozesse möglich sind?

Eine Studie des Nuffield Council on Bioethics aus dem Jahr 2019 betonte, dass BCIs, die direkt auf das Gehirn einwirken, die „fundamentale Freiheit des Denkens und Entscheidens“ bedrohen könnten. Besonders kritisch wird dies, wenn BCIs dazu genutzt werden könnten, Verhaltensweisen zu kontrollieren oder Wünsche zu beeinflussen. Experimentelle Studien an Tieren haben bereits gezeigt, dass durch elektrische Stimulation bestimmter Gehirnregionen Verhalten modifiziert werden kann. Zum Beispiel konnte die Forschergruppe um Miguel Nicolelis 2013 zeigen, dass es möglich ist, Ratten mithilfe von BCIs zu steuern, indem ihre motorischen Neuronen direkt stimuliert werden. Diese Experimente werfen die Frage auf, ob ähnliche Technologien eines Tages bei Menschen eingesetzt werden könnten – und wenn ja, welche Konsequenzen dies hätte.

Ein weiteres zentrales ethisches Problem ist die Veränderung der menschlichen Identität durch BCIs. Der Begriff der Identität ist eng mit dem Selbstbild und dem Bewusstsein einer Person verbunden. Wenn Gedanken und Erinnerungen durch Maschinen manipuliert oder gar verändert werden könnten, stellt sich die Frage, inwieweit das Selbstbild eines Individuums noch authentisch ist. Philosophisch betrachtet, hat sich die Idee der „Erweiterung des Geistes“ (Extended Mind) bereits etabliert, wie sie von den Philosophen Andy Clark und David Chalmers in den späten 1990er Jahren formuliert wurde. Sie argumentieren, dass der menschliche Geist nicht auf das Gehirn beschränkt ist, sondern durch externe Hilfsmittel erweitert werden kann. Doch BCIs gehen einen Schritt weiter, indem sie die Grenze zwischen Mensch und Maschine vollständig verwischen.

Thomas Metzinger, ein prominenter Philosoph und Bewusstseinsforscher, warnt vor den Implikationen dieser technologischen Entwicklung. In seinem Werk „The Ego Tunnel“ beschreibt Metzinger, wie das menschliche Selbstbewusstsein als ein dynamischer Prozess verstanden werden muss, der durch BCIs tiefgreifend verändert werden könnte. Die Möglichkeit, dass Maschinen nicht nur Gedanken, sondern auch das Selbstbild eines Individuums formen könnten, stellt eine radikale Herausforderung für das traditionelle Verständnis der menschlichen Identität dar.

Diese ethischen Überlegungen werden noch komplexer, wenn man die Perspektive des Transhumanismus einbezieht, eine philosophische Strömung, die das Streben nach der Überwindung menschlicher Beschränkungen durch Technologie befürwortet. Nick Bostrom, ein führender Vertreter des Transhumanismus, sieht in BCIs eine Chance, die kognitiven Fähigkeiten des Menschen drastisch zu erweitern und somit die Menschheit auf die nächste Evolutionsstufe zu heben. Doch Kritiker warnen davor, dass solche Bestrebungen die menschliche Würde und das traditionelle Verständnis von Menschlichkeit untergraben könnten. Julian Savulescu, ein Bioethiker an der Universität Oxford, argumentiert, dass die Entwicklung solcher Technologien strikt reguliert werden müsse, um sicherzustellen, dass sie nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft führen.

Elon Musk, die treibende Kraft hinter Neuralink, verfolgt mit seinem Projekt nicht nur technologische, sondern auch tiefgreifende gesellschaftliche und möglicherweise evolutionäre Ziele. Musk ist bekannt für seinen unerschütterlichen Glauben an die transformative Kraft von Technologie, seine Überzeugung, dass die Menschheit sich radikal verändern muss, und seinen hemmungslosen Kontrolldrang, um in seinem Glauben eine zunehmend komplexe und gefährliche Welt zu überleben. Musk hat wiederholt betont, dass BCIs notwendig sein könnten, um die kognitiven Fähigkeiten des Menschen zu erweitern und so eine „Symbiose“ mit KI zu ermöglichen. Es bleibt die Frage, wer hier wohl die größte Gefahr für die Menschheit darstellen könnte.

Der US-amerikanische Oligarch Elon Musk zieht mal wieder vor Gericht

Elon Musk hat erneut eine Klage gegen OpenAI und dessen CEO Sam Altman eingereicht und damit einen weiteren Rechtsstreit gegen seine ehemaligen Partner wieder aufgenommen. In seiner neuen Klage, die er vor einem Bundesgericht in Nordkalifornien eingereicht hat, behauptet Musk, er sei von Altman und den anderen Mitbegründern von OpenAI in die Irre geführt worden, was er als „Täuschung von Shakespeare’schen Ausmaßen“ bezeichnet.


Die Auseinandersetzung zwischen Musk und OpenAI ist nicht neu. Bereits in der Vergangenheit hatte Musk eine ähnliche Klage eingereicht, diese jedoch ohne Erklärung zurückgezogen. Nun erhebt er erneut schwere Vorwürfe gegen seine ehemaligen Partner, denen er vorwirft, die ursprünglichen Ideale der gemeinnützigen Organisation OpenAI verraten zu haben. Musk behauptet, dass Altman und seine Mitstreiter den Zweck der Organisation, die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz zum Wohle der Menschheit, zugunsten von Profitinteressen geopfert hätten. Besonders kritisch sieht Musk die Partnerschaft von OpenAI mit Microsoft, die seiner Meinung nach die ursprüngliche Mission der Organisation pervertiert habe.

Musk und Altman waren 2015 gemeinsam an der Gründung von OpenAI beteiligt. Doch die Beziehung zwischen den beiden Tech-Titanen verschlechterte sich zunehmend, was letztlich dazu führte, dass Musk das Unternehmen verließ. In seiner Klage führt Musk an, dass die Veränderungen in der Struktur von OpenAI, insbesondere der Wandel von einer gemeinnützigen zu einer gewinnorientierten Organisation, gegen die Gründungsvereinbarung verstoßen hätten. Er wirft Altman und seinen Mitstreitern vor, ihn gezielt manipuliert zu haben, um sich selbst zu bereichern.

OpenAI wies die Anschuldigungen entschieden zurück und bezeichnete Musks Klage als „zusammenhangslos“ und „frivol“. In einer früheren Reaktion auf ähnliche Vorwürfe veröffentlichte das Unternehmen E-Mails von Musk, die nahelegen, dass er selbst den Wandel zu einer gewinnorientierten Struktur unterstützt habe, um die enormen finanziellen Mittel aufzubringen, die für die Weiterentwicklung der KI-Technologie notwendig seien.

Eine mögliche Motivation hinter Musks erneuter Attacke könnte in seiner wachsenden Besorgnis über die Richtung liegen, die die Künstliche Intelligenz insgesamt nimmt. Musk ist seit langem ein lautstarker Kritiker der potenziellen Gefahren von KI und hat wiederholt vor den existenziellen Risiken gewarnt, die sie für die Menschheit darstellen könnte. Es ist denkbar, dass er diese Klage nutzt, um seine Position zu untermauern und zu versuchen, die Kontrolle über eine Technologie zurückzugewinnen, die er für gefährlich hält, wenn sie in den falschen Händen liegt.

Zudem könnte Musks Angriff auch durch persönliche und geschäftliche Motive befeuert sein. Seit seinem Ausscheiden aus OpenAI hat er mit xAI eine eigene KI-Firma gegründet, die allerdings bisher nicht den gleichen Erfolg erzielt hat wie OpenAI mit ChatGPT. Die erneute Klage könnte also auch ein Versuch sein, die Reputation seiner Konkurrenz zu schädigen und seine eigene Position im hart umkämpften KI-Markt zu stärken. Indem er die ethischen Bedenken in den Vordergrund stellt, könnte Musk versuchen, sowohl öffentlichen als auch regulatorischen Druck auf OpenAI auszuüben, was ihm wiederum strategische Vorteile verschaffen könnte.